Montag, 21. März 2005
Weblog-Artikel in der DNN
Gewohnt recherchearm und lektoratsfrei präsentiert sich die heutige Ausgabe der "Dresdner Neusten Nachrichten". Darin auf Seite sechs ein Artikel von Tanja Kasischke mit dem vielversprechenden Titel "Web-Zeitungen greifen auch in Dresden um sich - 'Weblogs' zu fast jedem Thema im Internet".

Die Einführung erläutert den Begriff "Weblog" kurz und informiert, dass damit jeder Informationen ins Internet stellen kann - und auch "allerdings auch Desinformation, denn Blogger haben oft auch einen sehr einseitiger Blick auf die Welt. Für den Leser ist dann kaum erkennbar, wie überprüft die Blog-Infos sind." Nun denn.

Ulrich van Stipriaan kommt als Betreiber des Baublog zu Wort. Vermutlich beeindruckt von Stipriaans Maskulinität, macht die Autorin von nun an "das Weblog" konsequent maskulin zu "der Weblog" und zitiert sogar Stipriaan mit dieser Vergewaltigung des Begriffs.

Es folgt ein so korrekter wie unspektakulärer Absatz über das Anlegen von Weblogs. Wir erfahren, dass alles einfach ist, dass man kein HTML können muss und dass es 35.000 Weblogs gibt.

Im abschließenden Absatz, der wohl die Vielfalt der Weblogs illustrieren soll, entgleist der Artikel dann leider Er behauptet, dass "das bei jungen Leuten beliebte jetzt.de (...) nichts anderes als ein Blog (ist)" und man fragt sich, ob sich die Autorin die Seite jemals angesehen hat, oder nur aus dem von ihr empfohlenen Lesetip Blogs! abgeschrieben hat. Hätte sie aber das getan, müsste sie die im Folgenden ausgeführte Idee, dass "die Internet-Foren", gemeint sind Weblogs, "selten richtig persönlichen Charakter haben (wie es von einem Tagebuch zu erwarten wäre).", denn das Buch ist voll von persönlichen Weblogs! Auch ein einziger Blick auf das von der Autorin ebenfalls empfohlene blogg.de hätte diese Auffassung korrigiert.

Der Artikel schließt mit der Behauptung "Blogger und Journalisten sind demnach keine Konkurrenten, sondern ergänzen sich", die leider keine Anknüpfung an den Rest des Artikel mehr schafft. Eine eingeschobenes Adverb macht leider noch keine Argumentation.

Quasi als Beweis für die These aus dem Titel des Artikels gibt es in einem "Surftipps"-Kasten noch drei Links zu Weblogs: Einen zu Ulis Baublog (Dresden), einen zu Mario Klingemann aus München und einen zum South-East Asia Earthquake and Tsunami Blog (!).

Sie haben Recht, Frau Kasischke: Wir sind wirklich keine Konkurrenten. Wir ergänzen uns. :-)

(Und wenn Sie möchten, kommen Sie mal zum nächsten Bloggertreffen vorbei. Wir sind ganz nett. Wirklich.)

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Maskuliner Kommentar
Das Schöne an solchen Artikeln ist ja, dass man zwar gefragt (und auch geknipst!!!) wird, aber dann nie wieder etwas vor der Veröffentlichung hört. Nun muss ich zwar die mir von Martin unterschobene Maskulinität als gesamtgersellschaftliches Phänomen unter besonderer Berücksichtigung meiner dann doch eher unmaskulinen Persönlichkeit an dieser Stelle mit Sanftmut dementieren :-))
...aber von dem, was ich WIRKLICH erzählt habe, ist nicht viel richtig rübergekommen.
Was wir eigentlich brauchen, und das meine ich leider nun sehr ernsthaft, ist eine Diskussion über Journalismus: Was da alles auf die Leserschaft (und vorher mit merkwürdigem Vorwissen und abenteuerlichen Fragen auf die Interviewten) losgelassen wird, ist schon eine Zumutung.
Mit maskulinen Grüßen sich auf das nächste Treffen freuend!

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an sich braucht man...
an sich braucht man einfach für jede Zeitung ein 'watchblog', nicht nur für Bild. Da könne die Leute bevor sie das Blatt aufmachen schon dei KOrrekturen ausdrucken und danebenhalten. oder so.

Ich tät das gerne als Blogplattform aufziehen. Macht jemand mit?

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Ich hätte dann gerne die beobachteten Zeitungen als Sponsoren. Das wäre lustig.

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